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Beitrag vom 14.07.2005
Familienorientierte Arbeitzeitmodelle lassen Wirtschaft wachsen
Brigita Bosotin
Wie die Erwerbsquote von Müttern durch Gleitzeit, Job-Sharing oder Arbeitszeitkonten erhöht werden kann, zeigt das Gutachten des Wirtschaftsachverständigen Prof. Dr. Bert Rürup.
Familienorientierte Arbeitszeitmuster - Neue Wege zu Wachstum und Beschäftigung
Im Auftrag von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) fertigte der Wirtschaftsachverständige Prof. Dr. Bert Rürup ein Gutachten an, das folgende Ergebnisse vorstellte:
Arbeitszeitmodelle, die sich vermehrt an den Präferenzen der Eltern bzw. der Erziehenden orientieren, bieten für die Zukunft größere wirtschaftliche Wachstumschancen, mehr Beschäftigung sowie eine Steigerung der Geburtenrate.
Begründet werden diese Thesen mit folgender Annahme: Würden die Unternehmen verstärkt die Interessen von ArbeitnehmerInnen wahrnehmen und die Arbeitszeiten flexibler, sprich familienfreundlicher gestalten, könnten die ArbeitnehmerInnen dies mit einer loyaleren und profitableren Arbeitseinstellung dem Unternehmen zu Gute kommen lassen. Bislang entscheiden sich 69 Prozent der Akademikerinnen, aufgrund der allseits bekannten Problematik von Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, gegen Kinder und für die Karriere.
Sollten Firmen die Aufforderungen von Rürup befolgen, könnte dies zu einer gewünschten Arbeitszeit für Alleinerziehende führen, der so genannten "großen Teilzeit" mit 30 Wochenstunden, demzufolge gäbe es ca. 936.000 zusätzliche Arbeitplätze auf dem Arbeitsmarkt zu vergeben.
Nachhaltige Familienpolitik, meint Bert Rürup, könnte einen Beitrag zur Überwindung von Wachstumsschwäche leisten. In den Fokus treten betriebliche Kinderbetreuung, die neu überdacht und strukturiert werden muss und Elterngeld. Das Elterngeld soll zu einer Steigerung von Produktivität bei Unternehmen und der Erwerbsquote bei Müttern führen. Bundesfamilienministerin Renate Schmidt hat sich im November letzten Jahres bereits für eine modernisierte Elternzeit ausgesprochen.
"Ich beabsichtige, ein Elterngeld einzuführen statt des heutigen Erziehungsgeldes. Dieses ist eher eine Leistung nach Bedürftigkeit, ein künftiges Elterngeld soll Lohnersatzfunktion haben." Im Gegensatz dazu das heutige noch geläufige Erziehungsgeld, das einkommensabhängig vergeben wird.
Auf den Seiten des Bundesministeriums für Frauen, Senioren, Jugend und Familie haben Sie die Möglichkeit, die Elternzeit zu berechnen. Dort werden allgemeine Daten zu Arbeitszeit und Einkommen abgefragt, woraus dann die Höhe des Erziehungsgeldes errechnet wird.
In einigen Unternehmen werden bereits flexible Arbeitzeitmodelle praktiziert, so z. B. Gleitzeit, Job-Sharing oder Arbeitszeitkonten, dennoch ist dies noch lange nicht die Regel. Wer einen solchen Job hat, kann sich glücklich schätzen. Aber die Zukunft sollte sich an solchen oder ähnlichen Modellen orientieren und möglicherweise vermehrt die Kinderbetreuung in den Betrieb eingliedern. So hätten Mütter und Väter das Gefühl, dass sie sich ihrer Karriere als auch ihrem Kind zu gleichen Teilen widmen können.
Für ArbeitgeberInnen erscheint es angesichts schwieriger wirtschaftlicher Zeiten jedoch wenig profitabel, in Kinderbetreuung oder flexiblere Arbeitszeitmodelle zu investieren. So bleibt für die Zukunft zu hoffen, dass mehr und mehr UnternehmerInnen begreifen, wie wichtig die Einbindung von familienorientierten Arbeitszeitmodellen ist.
(Quelle: Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend - 06.07.05)